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Ein Zeuge des Holocaust- und doch ohne Rache – Zum Tod des Friedensnobelpreisträgers Elie Wiesel

Alfons Pieper Von Alfons Pieper
3. Juli 2016
Elie Wiesel mit dem Dalai Lama beim Empfang eines unbekannten US-Präsidenten.

Seine Mutter und seine jüngste Schwester wurden im KZ Auschwitz ermordet, sein Vater starb im KZ Buchenwald, Elie Wiesel selbst überlebte Auschwitz und Buchenwald. Er wurde ein Zeuge einmaliger Verbrechen und trotz aller Bilder des Schreckens, die er vor Augen hatte und die er in seinem Gedächtnis über die Jahrzehnte mit sich trug, war er ein Mensch ohne Rache und ohne Bitterkeit, kämpfte er Zeit seines Lebens gegen Rassismus, Diskriminierung und Unterdrückung. Im Alter von 87 Jahren ist der Friedensnobelpreisträger, Professor, Schriftsteller, Journalist, der Jude Elie Wiesel in Boston gestorben.

Das Internationale Auschwitz-Komitee nannte Wiesel die Stimme der in Auschwitz ermordeten Frauen, Kinder und Männer, „die immer wieder die Vergesslichkeit, den Antisemitismus und den Hass übertönte“. Die dunkelsten Seiten deutscher Geschichte wach zu halten und vor allem junge Menschen vor den Gefahren des Rechtsextremismus und der Fremdenfeindlichkeit zu warnen, das war die Botschaft dieses Mannes, dessen Tod Bestürzung in aller Welt auslöste. Geboren wurde Wiesel 1928 im rumänischen Sighetu Marmatiei als Sohn religiöser Juden. 1944 deportieren ihn die Nazis gemeinsam mit seiner Familie in das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Dort wurde, wie er es nannte, in ein „gepeinigtes Universum geschleudert“. In Buchenwald wurde Elie Wiesel im April 1945 von den Amerikanern befreit.

Wer ihn erlebt hat, wer damals, im Jahre 2000, seine Rede im deutschen Bundestag mitverfolgt hat, der schwieg in Demut vor dieser herausragenden Persönlichkeit, die nicht vergessen konnte, was in der Nazi-Zeit die Deutschen mit den Juden gemacht hatten, wie sie sie gejagt, verfolgt, gequält, gedemütigt und letztendlich vergast hatten. „Ich kann dieses Geschehen nicht fassen“, sagte Elie Wiesel im Hohen Haus in Berlin. „Ich versuche es immer noch. Seit meiner Befreiung am 11. April 1945 habe ich alles gelesen, was ich dazu in die Hand bekommen konnte.“ Wie hätte man das auch fassen können: „die Nürnberger Gesetze, die judenfeindlichen Verordnungen, die Kristallnacht, die öffentliche Demütigung stolzer jüdischer Bürger, darunter auch tapferer Frontkämpfer des Ersten Weltkrieges, die ersten Konzentrationslager, die Euthanasie deutscher Bürger, die Wannsee-Konferenz, auf der die höchsten Beamten des Landes einfach den Wahnsinn hatten, die Gültigkeit, Legalität und Methoden der Vernichtung eines ganzen Volkes zu diskutieren. Und dann natürlich Dachau, Auschwitz, Majdanek, Sobibor- diese Hauptstädte dieses Jahrhunderts.“

Waren diese Henker noch Menschen?

So redete Elie Wiesel im Bundestag und stellte sich die Frage: „Wie konnten intelligente, oft hervorragend ausgebildete junge Männer aus gutem Hause und mit Diplomen der namhaftesten deutschen Universitäten in der Tasche, die damals zu den angesehensten der Welt zählten, sich so sehr vom Bösen verführen lassen, dass sie ihren Genius, diesen Genius des Bösen dafür einsetzten, jüdische Männer , Frauen und Kinder zu quälen und zu töten, die sie noch nie gesehen hatten? Sie taten es ja nicht, weil diese Juden reich oder arm, gläubig oder ungläubig, politische Gegner waren, sondern einzig darum, weil sie als Juden geboren waren. Ihre Geburtsurkunde war de facto ihr Todesurteil?“ Ja, er stellte die Frage, ob diese Henker, diese Mörder überhaupt noch Menschen gewesen wären.

Eine ergreifende Rede, die Stille auslöste im Plenarsaal des Bundestages, Betroffenheit. Elie Wiesel schilderte Geschichten, wie sie sich damals ereignet hatten und von Augenzeugen der Nachwelt überliefert wurden, damit niemals vergessen werde, was geschehen war. So die Geschichte, wie sie einer jüdischen Familie in der Nähe von Kiew passierte, die einer Gruppe betrunkener Deutscher in die Hände gefallen war, „die nun vor den Augen der Mutter erst das eine Kind köpften, dann das andere. Während die fassungslose Mutter die Körper ihrer beiden toten Kinder umklammert, bringen die Deutschen, denen das Schauspiel offenkundig Vergnügen bereitet, auch die Mutter um. Als der Vater auf der Bildfläche erscheint, wird er ebenfalls ermordet. Ich fasse das nicht.“ Wie soll man das auch fassen?

Diese Geschichten könnten millionenfach erzählt werden, weil sechs Millionen Juden von den Deutschen ermordet wurden, darunter eineinhalb Millionen jüdische Kinder. Wiesel ergänzte diese Passage mit dem Zusatz: „Wollte ich heute allein ihre Namen aufsagen, die Jankele, die Sodele, die Moischele, wollte ich allein ihre Namen rezitieren, ich stünde Monate und Jahre hier.“

Mit Maschinengewehren Säuglinge erschossen

Elie Wiesel hat die furchtbaren Erlebnisse und Geschichten von Augenzeugen in seinen Büchern niedergeschrieben, auch und vor allem um ein Vergessen oder eine Gleichgültigkeit gegenüber dieser Zeit zu verhindern. Ergreifend sein autobiografisches Buch „Die Nacht“. Ich zitiere daraus eine Passage. „Der Zug der Ausgewiesenen hatte die ungarische Grenze passiert und war auf polnischem Gebiet von der Gestapo übernommen worden. Dort hielt er an. Die Juden mussten aussteigen und auf Lastwagen klettern, die einem Wäldchen entgegenfuhren. Dort hieß es aussteigen und tiefe Löcher ausheben. Als sie ihre Arbeit beendet hatten, begann die Gestapo die ihre. Ohne Leidenschaft und ohne Hast erschossen sie ihre Gefangenen. Jeder musste sich dem Loch nähern und sein Genick hinhalten, Säuglinge wurden in die Luft geschleudert und von Maschinengewehren aufs Korn genommen. Das geschah in den galizischen Wäldern in der Nähe von Kolomeo.“

Sein ganzes Leben hat er versucht, Worte zu finden, die den Hass bekämpfen, aufspüren, entwaffnen. Nichts sei entwaffnender als die Wahrheit, sie zu erkennen und zu benennen, so hat er gesagt. Schonungslos hat er das getan, aber, noch einmal ohne Hass und ohne Bitterkeit. Immer wieder hat er Geschichten erzählt von Menschen, von Augenzeugen, von den Schuldigen, von den unschuldig Ermordeten. In seiner Rede von den Vereinten Nationen beschrieb er einst, wie schwer es ihm fiel, Zeugnis abzulegen und in Worte zu fassen, wozu es keine Worte gebe. „Worte werden für den Zeugen zu Hindernissen statt zu Hilfsmitteln, er schreibt nicht mit Wörtern, sondern gegen sie. Denn es gibt keine Worte um zu beschreiben, wie es war, als der Tod die Norm war und das Leben ein Wunder“.

Die Zeugen können sagen: Ich war da

Und doch waren die Zeugen das Wichtigste, um über diese Verbrechen aufzuklären. So sah er auch seine Rolle: „Ich glaube, dass die Zeugen, vor allem die Überlebenden, die wichtigste Rolle haben. Sie können einfach, mit den Worten des Propheten, sagen: Ich war da.“

US-Präsident Obama würdigte Elie Wiesel als „eine der großen moralischen Stimmen unserer Zeit“ und „Gewissen der Welt“. Wiesel sei nicht nur einer der prominentesten Holocaust-Überlebenden gewesen, sondern „er war ein lebendes Denkmal“. Obama hatte im Jahre 2009 gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Elie Wiesel das ehemalige KZ Buchenwald besucht, wo Wiesel in einer bewegenden Rede geklagt hatte, die Welt habe nichts aus Auschwitz und Buchenwald gelernt. „Wie kann es sonst ein Darfur geben, ein Ruanda und ein Bosnien.“

Die Welt ist um einen Lehrer, Mahner und Wegweiser ärmer geworden.

Bildquelle: Wikipedia, Chris Greenberg, White House employee – White House, gemeinfrei

 

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Tags: AuschwitzBuchenwaldElie WieselErinnernFriedensnobelpreisHolocaustNaziterrorVersöhnung
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