Einst mahnte Ludwig Erhard, der Vater unserer Sozialen Marktwirtschaft, zum Maßhalten. Es ist inzwischen höchste Zeit, daran zu erinnern, um diese Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung auch weiterhin zu erhalten. In manchen Bereichen geraten die wichtigsten Prinzipien wie Leistung, Wettbewerb, Risiko, Haftung, Verantwortung und sozialer Ausgleich offenbar mehr und mehr in Vergessenheit. Vorstände in großen Unternehmen profilieren sich zum Teil weniger mit wirtschaftlichen, technologischen und innovativen Leistungen, sondern vor allem mit exorbitanten Boni und Vergütungen, die das Einkommen ihrer Mitarbeiter um das 70- oder 80fache oder um noch mehr übertreffen. Die Kurse mancher Aktiengesellschaften sind in den letzten Jahren um 70 % und mehr abgestürzt, Milliarden über Milliarden an Verlusten mussten verkraftet werden – zu Lasten von vielen Aktionären und Steuerzahlern. Oft wurden tausende Arbeitsplätze abgebaut, viele Beschäftigte von heute blicken mit Sorge und Bangen auf die zukünftigen Entwicklungen.
Schieflagen in der Autoindustrie
Besonders negative Beispiele bieten die deutschen Autokonzerne sowie insbesondere auch die Banken – allen voran die Deutsche Bank und die Commerzbank. Die verantwortlichen Firmenlenker in der Autoindustrie haben viel zu lange auf Diesel- und Benzin-Fahrzeuge gesetzt, die gesetzlich geforderten Emissionswerte rücksichtslos überschritten und vielfach mit betrügerischen Tricks wie mit Software-Manipulationen ihre Kunden arglistig getäuscht. Hohe Milliarden-Strafen wurden vor allem in den USA, wo diese Betrugstaten zuerst aufgedeckt wurden, fällig. Den Schaden mussten nicht die Autobosse tragen, sondern die Aktionäre und Arbeiter. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier bietet nun auch noch Milliarden-Hilfen aus dem Staatshaushalt für den Bau einer Batteriefabrik an, damit die deutsche Autoindustrie endlich die Fahrt in das Elektro-Zeitalter aufnehmen kann. Dabei hätten VW, Daimler und BMW doch schon längst gemeinsam mit potenten Zulieferern wie Bosch, Siemens, Conti und anderen solche Batteriefabriken errichten können. Dass eine chinesische Firma nun in Thüringen in eine Batteriefertigung investiert, zeigt einmal mehr, dass China auf vielen Feldern der Hochtechnologie bereits vorneweg marschiert und längst nicht mehr auf´s Abkupfern bei deutschen Firmen aus ist. Das gilt etwa auch für den hightech-Konzern Huawei. Nur bei den Vorstandsvergütungen der Auto-Vorstände nimmt Deutschland noch eine solide Position im Spitzenranking ein. Und wer -wie der einstige VW-Herrscher Martin Winterkorn- dann doch abtreten muss, erhält täglich (!) mehrere tausend Euro für herausragende Fehlleistungen.
Üppiger Boni-Segen bei Banken
In der Deutschen Bank geht es ebenfalls in die Vollen bei den Zahlungen an die Vorstandsherren. Sogar die früheren Hauptverantwortlichen wie Jain und Ackermann, mit denen der Absturz der einstigen Nr. 1 des privaten Kreditgewerbes begann, erfreuen sich an ihren Superpensionen. 2015 wurde John Cryan zum Chefretter der Deutschen Bank berufen, doch er scheiterte grandios. Dafür erhält er nun noch 10 Millionen € – eine Abfindung von 8,7 Mio. und 2,2 Mio. € als Entschädigung dafür, dass er nicht bei einem Konkurrenzinstitut arbeiten darf. Cryan war eine krasse Fehlbesetzung, die insbesondere der smarte und selbstgefällige Aufsichtsratsvorsitzende Paul Achleitner zu verantworten hat.
Doch auch der Nachfolger von Cryan, Christian Sewing, kann sich über 7 Mio. € als Vergütung für 2018 freuen. Sein Vorstandskollege Garth Ritchie erhält gar 8,6 Mio. €, obwohl er den Gewinn im Investment-Banking stark reduziert hat. Alles in allem schüttet die Deutsche Bank für 2018 die stolze Summe von 55,7 Mio. € an ihre Vorstände aus; im Jahr zuvor waren es fast 30 Mio. €. Immerhin hat es im letzten Jahr eine Trendwende im Geschäft gegeben – mit einem kleinen Gewinn von 341 Mio. € nach einem Verlust von 735 Mio. € in 2017. Insgesamt zahlt die Deutsche Bank an ihre Banker in den „höheren Etagen“ 1,9 Mrd. € an Boni; 607 Mitarbeiter verdienen so mehr als 1 Mio. €. Da nimmt sich die Vergütung für den AR-Chef Achleitner mit 858.333 € für 2018 geradezu bescheiden aus. Doch Achleitner steht seit Jahren an der Spitze des Aufsichtsgremiums und trägt die Hauptverantwortung für die vielen Personal-Fehlentscheidungen.
Schwierige Banken-Fusion
Offenbar macht sich Achleitner nun auch für eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank stark. In der weltweiten Rangliste der Banken steht die Deutsche Bank mit einem Börsenwert von etwa 10 Mrd. US-Dollar auf Platz 93, die Commerzbank mit 10 Mrd. US-Dollar auf Platz 142. Nur zum Vergleich: Die Nr. 1 ist die JP Morgan Chase/USA mit 337 Mrd. US-Dollar Börsenwert – gefolgt von der Industrial and Commercial Bank of China mit 290 Mrd. und der Bank of America mit 272 Mrd. Dollar. Rückenwind für die Fusion weht aus dem Bundesfinanzministerium – von Olaf Scholz und von seinem Staatssekretär Kukies. Dagegen gibt es eher zurückhaltende Kommentare aus dem Bundeskanzleramt. Minister Scholz peilt eine starke, international wettbewerbsfähige deutsche Bank an, die heimische Unternehmen global begleiten könnte. Allerdings sind Zweifel berechtigt, denn aus zwei derzeit Lahmen wird wohl kaum ein starker Sprinter zu machen sein. Auf jeden Fall dürfte es zu einem kräftigen Abbau bei den Beschäftigten kommen. Die Deutsche Bank hat zur Zeit 41.700 Mitarbeiter im Inland und rund 50.000 im Ausland; bei der Commerzbank sind es 46.900 im Inland und 12.500 im Ausland. Nach einer Fusion, so wird es von Experten befürchtet, könnten mindestens 30.000, vielleicht auch fast 40.000 Arbeitsplätze wegfallen. Bis Ende Mai soll sondiert werden, ob es zu Fusionsverhandlungen kommen wird. Am Ende muss es eine privatwirtschaftliche Entscheidung sein, obwohl der Bund mit gut 15 % am Kapital der Commerzbank beteiligt ist. Der Weg zu einem internationalen Banken-Champion aus Deutschland dürfte jedenfalls sehr schwierig werden oder letztlich scheitern. Die Börsianer, die stets das Gras wachsen hören, haben die Kurse für beide Banken erst einmal wieder fallen lassen.
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