Tageszeitungen

Mediengipfel soll Zeitung retten

Die Coronakrise führt nach Meinung von Lutz Glandt zu einem Paradoxon. Der Informationsbedarf der Menschen steige, betonte der Medienexperte in einem Gespräch mit dem Blog-der-Republik, sie nutzten mehr als bisher die Medien, aber gleichzeitig stünden die Verlage unter erheblichem wirtschaftlichen Druck. Zeitungs- und Zeitschriftenverlage meldeten Kurzarbeit an, Branchenvertreter fürchteten, dass es zu Insolvenzen komme, erläuterte Glandt, da die zur Finanzierung der Unternehmen notwendigen Werbeumsätze dramatisch einbrächen.Lutz Glandt war viele Jahre Geschäftsführer großer Zeitungsverlage wie der WAZ-Mediengruppe und Vorstandsmitglied der Post AG.

Ein wesentlicher Kostenfaktor seien die Zustellkosten in den
Briefkästen, die letzte Meile im Fachjargon, und die Medienlogistik, erklärte Glandt gegenüber den Journalisten des Internetportals. Würden Zeitschriften überwiegend von denPostboten den Abonnenten zugestellt, so seien es Nacht für Nacht etwa 100000 Teilzeitboten, die die Tageszeitungen in die Briefkästen lägen und etliche nebenberufliche Zusteller für die wöchentlich erscheinenden Anzeigenblätter. Gleichzeitig komme es hier zu personellen Engpässen, schilderte Glandt, da es immer schwieriger würde, für die vielen Zustellsysteme geeignete Mitarbeiter zu gewinnen.

Die Post, so das frühere Vorstandsmitglied der Gesellschaft, müsse in Corona-Zeiten Zusatzschichten einlegen, da durch die gesteigerten Paketmengen(wie in der Weihnachtszeit) der E-Commerce sprunghaft angestiegen sei. Experten erwarteten, dass dieses Segment auch nach Corona nicht wesentlich rückläufig sein werde, der Verbraucher werde sich schnell an die bequeme Belieferung gewöhnen.

Die Hilferufe an die Politik sind unüberhörbar. So hat der Bundestag für die Zustellung von Zeitungen und Anzeigenblättern bereits 40 Mio Euro Zuschüsse-vor Corona-in Aussicht gestellt. Aber es gibt noch keine Regeln für die Auszahlung. Die Zeitschriften fühlen sich benachteiligt, sie wollen nicht leer ausgehen.

Um aus dem Dilemma herauszukommen plädiert Lutz Glandt, ein Kenner der Verlags- wie der Postseite aus langjähriger beruflicher Tätigkeit für beide Seiten, für einen unkonventionellen Weg: ein Medien-Gipfel Logistik soll alle Player an den Verhandlungstisch bringen und Lösungskonzepte entwickeln. Es gehe, betont Glandt, auch darum, die Pressefreiheit zu sichern.

Lutz Glantdt in der aktuellen Ausgabe von horizont.net: Gemeinsam auf die letzte Meile!

Bildquelle: Pixabay, Bild von Ein Kaffee kostet mehr als € 0.55! (MichaelGaida), Pixabay License

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arbeitete als stellvertretender Chefredakteur und Berliner Chefkorrespondent für die WAZ. 2009 gründete Pieper den Blog "Wir in NRW". Heute ist er Chefredakteur des Blogs der Republik.


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