Neben dem Minister suchen auch Klinikkonzerne und Heimträger auf der ganzen Welt nach jungen Fachkräften. Alle Verantwortlichen stoßen dabei immer wieder an die institutionellen Grenzen. Die Anerkennung von Berufsabschlüssen dauern quälend lang und Visaverfahren sowie beglaubigte Übersetzungen sind für die Bewerber mit hohen Kosten verbunden.
Auch wenn der Minister im Ausland Hilfesignale sendet, müssen wir uns fragen, wie der Stand bei uns ist. Gesundheitsberufe werden Deutschland nicht immer gut bezahlt. Vor allem im Pflegebereich arbeiten traditionell meistens Frauen, bei denen man lange Zeit nicht davon ausgehen musste, dass sie von ihrem spärlichen Gehalt eine Familie ernähren müssen, alleinerziehend oder alleinstehend sind. Die Konsequenz ist ein personelles Leck in diesem sozial so wichtigen Tätigkeitsfeld. Denn für zu wenig Geld will es kaum noch wer machen, und schon im Jahr 2020 wird es laut einer Prognose der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC sowie des Darmstädter WifOr-Instituts an rund 56.000 Ärzten und 140.000 nichtärztlichen Fachkräften mangeln. Bis 2030 könnte sich die Personallücke in der Gesundheitsversorgung sogar auf knapp eine Mio. zuspitzen. Die Folge wären überfüllte Krankenhäuser, lange Wartezeiten und einer erhebliche Überlastung der vorhandenen Fachkräfte mit 60-Stunden Wochen usw.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sucht auch deshalb nach Pflegekräften im Ausland. Nachdem er sich bereits in den westlichen Balkanländern umgesehen hat, soll nun auch eine Kooperation mit Mexiko angestrebt werden, weshalb während eines Besuchs in Mexico City am vergangenen Freitag eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet wurde. Selbige besagt, dass 15 VertreterInnen aus den sehr gut beleumundeten Ausbildungseinrichtungen des lateinamerikanischen Landes demnächst nach Deutschland kommen sollen, um das deutsche Gesundheitssystem näher kennenzulernen. Nach ihrer Rückkehr sollen sie dann für die Aufnahme eine Arbeit im deutschen Pflegesystem werben. Da die mexikanischen Pflegeschulen einen hervorragenden Ruf genießen, jedoch weit über dem eigenen Bedarf ausbilden, erhoffen sich Spahn wie auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Zukunft noch mehr Pflegerinnen und Pfleger anlocken zu können. Bisher sind circa 100 Personen aus Übersee zu uns gekommen, nur 300 weitere werden in den kommenden Monaten erwartet, wofür auch die Anerkennungs- und Visa-Verfahren erleichtert werden sollen. Ob sich damit die klaffende Personallücke schließen lässt, mag dahingestellt bleiben.
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