Vom Fernsehmoderator Jörg Pilawa wissen wir, dass seine Zeit als Moderator einer Flirtshow länger dauerte als sein Medizin-Studium. Aus letzterem ist aber so scheint es einiges hängen geblieben, denn in der Maischberger-Sendung dieser Woche warf er dem Virologen Christian Drosten vor, Panik zu verbreiten. Ähnlich erging es am vergangenen Montag dem Epidemiologen und Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach, der während Plasbergs hart- aber- fair– Sendung vom Schauspieler Dieter Hallervorden („Honig im Kopf“) sowie von der Welt-Mitarbeiterin Susanne Gaschke Ähnliches zu hören bekam.
Auf beitragsfinanzierten Bühnen spielt sich ab, was sonst seit Wochen im Volke keimt: Kritik an Beschränkungen während der Corona-Epidemie, Kritik an Gesundheitsämtern und all das gewürzt durch individuelle Betroffenheit: Das Gesundheitsamt hat nicht zurück gerufen; der Test wurde verwechselt; das Schreiben der Schule hat bei uns mehr Fragen aufgeworfen als Antworten geliefert und so weiter.
Ein wenig boshaft geschrieben erinnert das an das sogenannte Bugrad- Dilemma: Vom Flughafen Tegel starteten im Laufe des Jahres 1000 Flugzeuge ohne jegliches erkennbares Problem: Fahrwerke prima eingezogen, Höhe gewonnen, alles easy; was den Regierenden Bürgermeister veranlasst, dem Flughafen zu gratulieren, was freilich kein Schwein interessiert. Tags darauf verliert ein Flieger beim Start das Bugrad und die Zeitungen, RBB sowie die unsozialen Medien quellen über. Irgendjemand fragt stets: Wie konnte das in Berlin passieren und warum hat niemand daran gedacht. Das ist einfach so.
Pilawas Kritik entzündete sich an Aussagen Drostens im Internetdienst MEDMIX. Darin hatte der im Verlaufe eines Doppelinterviews mit dem früheren Charite- Chef Detlef Ganten erklärt: Der Erfolg in Deutschland während der ersten Covid 19-Welle „war einfach darauf zurückzuführen, dass wir etwa vier Wochen früher als in anderen Ländern reagiert haben. Wir haben genauso reagiert wie andere. Wir haben nichts besonders gut gemacht. Wir haben es gerade früher gemacht. Deshalb waren wir erfolgreich.“
Ferner hatte Drosten gesagt: „Die Pandemie wird erst jetzt wirklich beginnen. Auch hier in Deutschland.“
Besser vorbereitet als andere Länder war die Bundesrepublik tatsächlich. Denn sie baute in der beginnenden Pandemie auf einem bundesweiten Pandemieplan auf, der bereits 2005 noch unter einer damaligen rot-grünen Bundesregierung geschaffen wurde. Da mag heute einiges nicht hundertprozentig klappen, weil am öffentlichen Gesundheitsdienst jahrelang gespart worden ist; aber die administrative Infrastruktur war da, bis auf die Ebene der Gemeinden waren Verantwortlichkeiten und Kommunikationswege geklärt.
Es konnte rasch gehandelt werden. Das war ein beträchtlicher Vorteil im Vergleich zu zentralistischen Administrationen, die zwar dem Buchstaben nach rascher sein sollen, aber es in der Praxis nicht sind.
Es gab und gibt einen zweiten Vorteil. Die große Mehrheit der Bevölkerung ist durch Ehrenamt und Verein, durch Kirche und zivile Verantwortung mit staatlichen Exekutiven verbunden. Der Staat ist demnach kein Gegner dem von vorn herein zu misstrauen ist.
Der dritte Vorteil: Es gibt immer noch ein im Vergleich zu anderen Ländern dichtes Netz von Arztpraxen und Krankenhäusern sowie damit verknüpft eine reaktionsschnelle medizintechnische Produktion.
All das zusammen hat dazu geführt, dass in der Bundesrepublik Wochen vor anderen Ländern auf das auftretende Virus reagiert werden konnte. Und gleichzeitig wurde ein Lernprozess angestoßen, der Wissenschaft und Exekutive sowie Gesetzgeber zusammenbrachte. Schließlich geht es darum, diesen einmal erreichten Stand – nicht im Sinn einer Überlegenheitsstrategie – sondern zum Schutz der Menschen weiterhin nicht zu erhalten. Mit Panikmache hat das nichts zu tun.
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