Mit dem Skandal-Video von Ibiza wurden nicht nur der österreichische Rechtsausleger und Vizekanzler Heinz Christian Strache und seine FPÖ demaskiert; enttarnt wurde zumindest auch die deutsche AfD. So hat die schmutzige Affäre im Nachbarland auch was Gutes für uns Deutsche. Denn spätestens jetzt sollte jeder Bescheid wissen: Wer bei der anstehenden Europawahl und auch irgendwann später AfD wählt, kann nicht mehr für sich beanspruchen, für Demokratie und Pressefreiheit und gegen Korruption und Machtmissbrauch zu stehen.
Weit hergeholt ? Keineswegs ! Der Reihe nach:
Da brambassiert, prahlt und phantasiert Heinz Christian Strache in diesem Video, wie bedenkenlos er bereit sein könnte, die Grundregeln der Demokratie außer Kraft zu setzen, möchte sich und seine Partei mit Korruption und massivem Abbau der Pressefreiheit an die Macht putschen, zeigt offen, wie sehr er den Wähler missachtet, ja verachtet. Und diesen Strache mit dieser skrupellosen Denke hatte die in Wien mitregierende FPÖ zu ihrem Chef gemacht. Der Gedanke ist wohl nicht zu gewagt, dass man vom Vorsitzenden Strache auf die gesamte FPÖ schließen kann. Dass der jugendlich smarte Wiener Bundeskanzler Sebastian Kurz nicht sofort nach Bekanntwerden des Videos die von Anfang an fragwürdige Koalition mit den Rechtspopulisten um Strache aufkündigte, sondern mehrere Stunden brauchte, müssen die östereichischen Wähler bewerten. Aber wir in Deutschland haben jetzt noch mehr Gewissheit als je zuvor, dass die AfD für Demokraten nicht wählbar sein kann. Denn auch trotz der beschämenden Videoaffäre verkündete AfD-Chef Meuthen: „Die FPÖ ist uns ein enger Partner.“ Er werde der österreichischen Partei nun nicht „in den Rücken fallen“ wegen einer „singulären Angelegenheit“. Da ist sie wieder – diese bedrückende oder auch ekelerregende Relativierung von Ungeheuerlichkeiten, die in der AfD Tradition hat. Die unbeschreiblichen und unbegreiflichen Verbrechen der Nazis sind für den einen AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland nur ein „Vogelschiss in der Geschichte“. Und die offenkundige Bereitschaft von Gesinnungsfreund Strache, die Demokratie regelrecht zu zerbomben, ist für den anderen AfD-Chef Meuthen eine „singuläre Angelegenheit“.
Heinz Christian Strache war in eine Videofalle gelockt worden. Er fühlte sich unbeobachtet. Und weil er sich unbeobachtet wähnte, hat er offenbart, wie weit außerhalb demokratischer Grenzen die Rechtspopulisten zu gehen bereit sind. Das macht dieses Video so wertvoll, wie auch immer es entstanden sein mag. Straches Gesinnungsfreunde von der AfD, aber auch in den anderen europäischen Ländern, haben sich nicht demonstrativ distanziert. Damit hat Strache nicht nur sich, sondern sie allesamt enttarnt. Gut, dass das noch vor der Europawahl rausgekommen ist.
Bildquelle: Wikipedia, Manfred Werner – Tsui, gemeinfrei
'In Wien wurde auch die AfD demaskiert' hat 3 Kommentare
20. Mai 2019 @ 07:58 Christian
Wer echte Demokratie will kann aber auch CDU, SPD, FDP, Grüne und linke nicht wählen!
Wenn man dort hinter die Kulissen schaut, kommt mir das Wort Demokratie nicht in den Sinn.
Unser Teile-und-herrsche-Verfahren in der Politik bringt, durch Beeinflussung von außen, keine echte Demokratie.
Das System muss geändert werden. Wir müssen gemeinsam gegen das schlechte dieser Welt Vorgehen und das nicht einzelnen Gruppen überlassen.
20. Mai 2019 @ 08:12 Frank
Die werden nun nicht bestraft, weil sie das gemacht haben, sondern weil sie sich dabei erwischen lassen haben, was alle anderen auch machen.
20. Mai 2019 @ 16:26 cource
die AfD-wähler haben überhaupt nichts gegen korruption wenn sie gut bezahlte jobs in deutschland garantiert—sie glauben nicht an gerechtigkeit/demokratie sondern an die macht des stärkeren/rücksichtslosen/brutalsten, weil sie kein selbstwertgefühl kennen/haben und nur im untertanengeist einen lebenssinn sehen–erbärmliche selbstausbeuter