Der Kölner Express, eine Boulevard-Zeitung, hatte für mich die passende Schlagzeile: Köln hält zusammen. Ein Titel, den man sich für alle wünscht, für Deutschland, Europa, ja die Welt, weil doch Corona nicht auf Köln, nicht auf Deutschland, nicht auf Europa beschränkt bleibt, das Virus kennt keine Grenzen, es infiziert auch Amerikaner. Deshalb müsste es ja auch heißen, wie es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier geäußert hat in einem Interview mit t-online: „Wir werden das Virus besiegen.“ Europa, lese ich ein paar Antworten später, müsse zusammenhalten. „Die Corona-Krise fordert uns alle heraus. Wir haben es in der Hand, ob die Solidarität nach innen und nach außen die Oberhand gewinnt- oder der Egoismus des Jeder-für-sich.“Aus der gemeinsamen Lösung der Krise könne man neue Kräfte gewinnen. Sagt der Bundespräsident, der Bürgerpräsident, das Ganze im Blick, die Menschen, die Wirtschaft, die Banken, die Arbeitnehmer, die kleinen Selbständigen, weil es sie alle, uns alle bis in Mark treffen kann und keiner weiß heute, wie unsere Welt danach aussehen wird, keiner weiß, wie wir das überstehen. „Es geht um alles“, so der Titel des Leitartikels der SZ, um alles zu tun, damit der totale Crash verhindert wird.
Und dann ist da noch einer wie Donald Trump, der Präsident der Vereinigten Staaten, der große oder kleine-ganz wie Sie wollen-Egomane im Weißen Haus, der schon länger nicht mehr die Leitfigur des freien Westens ist und gewiss auch nicht sein will, weil für ihn ja nur die Formel gilt: America first, America first. Und weil das so ist, hat es mich nicht mehr gewundert, als ich am Sonntag von dem unmoralischen Angebot des Präsidenten hörte, einen Impfstoff gegen das Corona-Virus exklusiv für seine Landsleute „einkaufen“ zu wollen. Trump habe dem deutschen Biotechnologie-Unternehmen „Curevac“ eine hohe, wahrscheinlich milliardenschwere-Dollar Summe geboten.
Ein unmoralisches Angebot von Trump
Der damalige Chef con Curevac, Daniel Menichella, ein Amerikaner, schildert die SZ, habe bei einem Termin mit Trump im Weißen Haus-Anfang März soll es gewesen sein- dem Präsidenten gegenüber die „Botschaft“ von einem Blatt vorgelesen, wonach das Tübinger Unternehmen glaube, „dass wir einen Impfstoff gegen Covid-19 sehr, sehr schnell entwickeln können.“ Die Geschichte ist keine Erfindung, sie ist bestätigt, der zitierte Manager ist offenbar schon gefeuert, das Mittel wird nicht exklusiv für die USA entwickelt, es wird hier in Deutschland entwickelt, und zwar für alle, für Europa, die Welt. Übrigens soll Dietmar Hopp, vor einigen Wochen noch von sogenannten Fußballfans beleidigt, auf den Wechsel des Herrn Menichella gedrängt haben. Hopp hat Anteile an der Firma.
Ein „unmoralisches Angebot“(so die SZ), zumindest nach meinen bescheidenen Maßstäben, die natürlich für einen Kapitalisten wie Trump nicht zählen. Geld ist das, was für ihn zählt, mit Geld, meint er, könne er sich alles kaufen und leisten. Und wahrscheinlich vertritt er die Meinung, dass er als Präsident der USA nur für die Amerikaner da sei, der Rest der Welt ist ihm egal. Wieder mal zeigt Trump die Fratze des Kapitalismus. In der schwersten Krise zeigt er der übrigen Welt, was er von ihr hält. Als wenn Impfstoffe nur für ihn da wären, sie müssen allen zur Verfügung stehen, allen, die sie brauchen, wenn sie erkranken. Die Nationalität darf dabei keine Rolle spielen.
Der Bundespräsident appelliert an den Gemeinsinn
Wie angenehm, dass der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betont hat: „Wer jetzt nur an sich denkt, wer die Ursachen der Epidemie bei anderen sucht, geht einen hochgefährlichen Weg, der ebenso unwirksam wie schädlich ist. „Klar sei, dass das Virus nur gemeinsam besiegt werden könne.
Wie angenehm klang das, als die Kanzlerin letzte Woche vor der Berliner Bundespressekonferenz an die Solidarität erinnerte, die wir leisten müssen, damit die Älteren, die stark gefährdet sind, überleben. Es ist unsere Gesellschaft, um die es geht, wir alle werden auf die Probe gestellt, hat Angela Merkel gesagt, und sie hoffe, dass wir sie bewältigen. Wie angenehm, dass die Kanzlerin in ruhiger Art den Wunsch an alle äußerte, auf eine gewisse Zeit soziale Kontakte weitestgehend einzustellen, um anderen damit zu helfen. Und das Schöne daran ist, die Menschen machen mit.
Wir reden über unsere Ängste wegen des Corona-Virus. Offen. die Experten der Charité machen deutlich, wie verunsichert auch sie sind. Sie räumen offen ein, dass ihr Kenntnisstand der jetzige ist und man nicht wisse, was morgen sei. Stand jetzt, heißt es. Oder: Bis gestern war es so, morgen ist es anders. Transparenz ist wichtig, ehrliche Antworten. Wir besiegen die Angst, wird der Soziologe Heinz Bude zitiert, indem wir über sie reden. Uns oft, sehr oft die Hände waschen, auf Abstand halten, in die Armbeuge nießen, zu Hause bleiben, so weit das geht. Vernunft walten lassen und Solidarität üben und Respekt zeigen. Jeder Einzelne kann so die Gefährdung eindämmen. Hören wir nicht auf die Egomanen vom Typ Trump, hören wir auf das, was die Experten sagen und raten, auch, was die Politiker dazu sagen. Sie tun, wie Merkel das angekündigt hat, das Notwendige und legen nach, wenn das einen Tag später zu wenig ist. Deshalb wird eingeschränkt, sind Schulen und Kitas dicht, Unis, bestimmte Etablissements, ruht der Amüsierbetrieb und der Fußball, sind Sportplätze geschlossen, sollen größere Zusammenkünfte von Menschen unterbleiben. Wie hat es der Fußballtrainer Klopp gesagt: Wenn durch unseren Verzicht auf ein Spiel auch nur einer gesund wird, habe es sich gelohnt. BVB-Manager Watzke könnte von ihm lernen.
Katastrophenfall in Bayern ausgerufen
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat den Katastrophenfall ausgerufen. Man sollte in diesen Zeiten nichts ausschließen, nur den Fall, dass es bald keine Klorollen mehr geben wird. Davon gibt es genug, auch wenn in unserem Supermakt an der Ecke gerade das entsprechende Regal leer ist. Viele Grenzen sind dicht, weniger Züge fahren, mancher Urlaub fällt ins Wasser, die Skisaison ist vorzeitig beendet, ein Jammer für den, der gern Ski fährt, gerade jetzt, da überall in den Bergen Schnee liegt, die Frühjahrssonne dafür sorgt, dass es auf der Piste nicht mehr so kalt ist. Schade drum, aber alle müssen zurückstecken, hier in Bonn, wie im fernen Berlin, in München, Hamburg, die Norsee-Inseln sind vorerst nur für die Einheimischen da. Für Krankenhäuser und Heime gilt ein Besuchsverbot, Restaurants dürfen teilweise nur unter Auflagen geöffnet werden , in bestimmten Regionen müssen sie um 15 Uhr schließen. Schüler haben ja keine Ferien, sie müssen also zu Hause ihre Aufgaben machen, die ihnen die Lehrer online zugestellt haben.
Eines noch, ich las es im“ Checkpoint“, das ist eine Art Kolumne des Berliner Tagesspiegel, dieses Mal verfasst von Chefredakteur Lorenz Maroldt. „Diejenigen, die dabei helfen, die Virus-Verbreitung zu verlangsamen und das öffentliche Leben soweit wie möglich aufrecht zu erhalten, brauchen und verdienen jetzt Unterstützung.“ Dazu gehörten alle, schreibt Maroldt, die heimlichen Heldinnen und Helden an den Kassen der Supermärkte, die wegen der vielen direkten Kontakte ungeschützt einem hohen Risiko ausgesetzt sind- und ohne die längst die Versorgung zusammengebrochen wäre. Und dazu gehören auch die vielen, die ehrenamtlich ohne große Worte anderen helfen. Vergessen sollten wir dabei auch die Ärzte nicht, Sanitäter, die Helferinnen und Helfer in den Arzt-Praxen, in den Kliniken, die Busfahrer, auch wenn sie für ihre Arbeit bezahlt werden.
Corona verändert die Welt, wie wir sie kennen. Achten wir darauf, dass sie nach der Krise nicht ihr menschliches Gesicht verloren hat. Dass die „Tafeln“ immer weniger bekommen, das sie an die Ärmsten der Armen verteilen kann, damit sie überleben, ist eine Auswirkung der Krise. Wir sollten helfen, wo es geht. Die Trumps dürfen nicht gewinnen.
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